Wenn ein Arbeitnehmer innerhalb eines Jahres (nicht zwingend im Kalenderjahr) länger als sechs Wochen am Stück oder wiederholt arbeitsunfähig ist, ist der Arbeitgeber verpflichtet, ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten (§ 167 Abs. 2 SGB IX). Die Teilnahme am BEM ist für den Arbeitnehmer freiwillig und kann abgelehnt werden. Der Arbeitgeber muss daher die schriftliche Einwilligung des Arbeitnehmers einholen.
Ziel des BEM ist es, die Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, erneuter Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und den Erhalt des Arbeitsplatzes des betroffenen Mitarbeiters zu sichern. Präventive Maßnahmen sollen verhindern, dass Mitarbeiter erneut erkranken, dass eine Erkrankung chronisch wird oder sogar zu einer Behinderung führt.
Darüber hinaus umfasst das BEM auch Aspekte eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und zu schützen. Unternehmen entstehen durch krankheitsbedingte Personalausfälle Kosten von etwa 400 EUR bis 700 EUR pro Tag.
Angesichts des demografischen Wandels gewinnt das BEM an wirtschaftlicher Bedeutung: Im Jahr 2022 war bereits etwa ein Drittel der Erwerbstätigen über 50 Jahre alt, und dieser Anteil wird weiter steigen. Dies bedeutet, dass Unternehmen mit einer durchschnittlich älteren Belegschaft arbeiten, was zu häufigeren und längeren krankheitsbedingten Arbeitsausfällen führen kann.
In Anbetracht des Fachkräftemangels und der Notwendigkeit, Mitarbeiter langfristig zu binden, bietet das BEM eine Möglichkeit, dem Verlust von Wissen und Erfahrung entgegenzuwirken.
Die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten sind entscheidende Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Nach aktuellen Schätzungen belaufen sich die Kosten für krankheitsbedingte Ausfälle in der deutschen Wirtschaft jährlich auf 118 Milliarden Euro, wobei psychische Erkrankungen an dritter Stelle stehen. Man darf dabei auch die Kosten durch sogenannten Präsentismus nicht außer Acht lassen. Präventive Maßnahmen wie Entspannung können dazu beitragen, das Risiko von Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Für den Menschen ist es wichtig, regelmäßig zwischen Phasen der Anspannung und Entspannung zu wechseln, um Überlastung zu vermeiden. Angesichts steigender Arbeitsbelastung und Stress wird die Fähigkeit der Mitarbeiter zur Entspannung immer bedeutender, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Entspannungsangebote im Unternehmen sollten daher sowohl die Schaffung geeigneter Verhältnisse und Rahmenbedingungen als auch aktive Maßnahmen umfassen. Es ist ratsam, den Mitarbeitern einen Überblick über verschiedene Entspannungsmöglichkeiten zu bieten, zum Beispiel durch Vorträge, Workshops oder Einführungskurse, um individuelle Bedürfnisse und Vorlieben zu berücksichtigen.
Ergonomie nimmt Rücksicht auf die verschiedenen Leistungsfähigkeiten der Menschen. Ausgangspunkt ist die Arbeitsaufgabe, die so gestaltet werden soll, dass sie für den Menschen günstig ist. Arbeitsplätze, die an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen angepasst sind, erleichtern die Arbeit. Gute Sichtbedingungen ermöglichen eine natürliche Kopfhaltung. Greif- und Bewegungsräume müssen berücksichtigt werden. Es ist notwendig, Freiräume und Sicherheitsabstände einzuhalten.
Die tägliche Umsetzung betrieblicher Ernährungskonzepte führt zu einer sofortigen Prävention im Sinne einer gesteigerten Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Dabei spielt nicht nur die Wirkung der Nahrungsinhaltsstoffe eine Rolle, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden, welches die Mitarbeitermotivation erhöht. Sportvereine und Spitzensportler setzen nicht nur auf Fitnesscoaches, sondern auch auf Ernährungsberater, da sie wissen, dass sich diese Investition auszahlt. Da Ernährung als Treibstoff für Körper, Geist und Seele gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter fördert, hat dies langfristig positive Auswirkungen auf das Unternehmen, sowohl intern als auch extern.
Das Tanken von Energie und Flüssigkeit für das Gehirn ist genauso wichtig wie das Betanken eines Autos. Daher ist es sinnvoll, eine sogenannte "Boxenstoppstrategie" anzuwenden. Bis zu fünf dieser "Boxenstopps" pro Tag sind sinnvoll, wobei die meisten während der Arbeitszeit stattfinden – Frühstück (oder zweites Frühstück), Mittagessen, Nachmittagspause. Diese kleinen Boxenstopps dienen dazu, den Körper mit Nahrung und Flüssigkeit zu versorgen und dem "Fahrer/Mitarbeiter" eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Das Mittagessen ist der zentrale Punkt der Verpflegung im Betrieb und die Hauptpause, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist – hier wird sozusagen Energie getankt und eine Erholungspause eingelegt.
Ein systematisches Vorgehen kann mit wenig Aufwand viel bewirken. Auch wenn das Unternehmen nur zwischen 1 und 200 Mitarbeiter beschäftigt, kann Großes erreicht und den Mitarbeitern Wertschätzung entgegengebracht werden.
Gesunde Mitarbeiter sind motiviert und zeigen eine hohe Leistungsfähigkeit. Durch ihre Gesundheit werden Fehlzeiten und krankheitsbedingte Ausfälle minimiert. Der Gesundheits- und Arbeitsschutz ist gesetzlich vorgeschrieben und bietet eine Grundlage sowie Bausteine für ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Je nach Größe des Unternehmens orientiert sich das betriebliche Gesundheitsmanagement an den spezifischen betrieblichen Erfordernissen. Eine systematische Herangehensweise ist erfolgversprechend. Falls bereits Managementsysteme für Qualität, Umwelt oder Arbeitsschutz existieren, lässt sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement leicht integrieren.
Indem Sie einen Gesundheitszirkel einrichten, nutzen Sie gezielt das Fachwissen Ihrer Mitarbeiter in Bezug auf ihre eigenen Arbeitsaufgaben. So machen Sie Betroffene zu Beteiligten und steigern die Arbeitsqualität, Mitarbeiterzufriedenheit, das Betriebsklima und die Identifikation mit Ihrem Unternehmen. Gesundheitszirkel sind ein zentraler Bestandteil eines ganzheitlichen, mitarbeiterzentrierten Gesundheitsmanagements. Die Umsetzung der vom Gesundheitszirkel vorgeschlagenen Maßnahmen verbessert nicht nur bestehende Strukturen, sondern trägt auch erheblich zur Wertschöpfung durch Wertschätzung sowohl intern als auch extern bei. Gesunde Unternehmen sind nicht nur wirtschaftlich stabil, sondern auch nach außen hin attraktiv und wettbewerbsfähig. Diese Außenwirkung ist eine der besten Methoden, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden – ganz ohne teure Anzeigen und Headhunter. Es sollte sichergestellt werden, dass der Gesundheitszirkel an bestehende Strukturen im Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement, wie den Arbeitsschutzausschuss oder den Arbeitskreis Gesundheit, angebunden ist. Diese einfache und kostengünstige interne Unternehmensberatung sollte zudem in Ihren kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) oder Ihr Qualitätsmanagement integriert werden.
Gewalt am Arbeitsplatz hat sich zu einem ständigen Begleiter der "modernen Arbeitswelt" entwickelt. In vielen Berufsfeldern sehen sich Mitarbeiter mit verbalen oder sogar körperlichen Übergriffen durch Kunden, Besucher, Patienten oder Bürger konfrontiert. Zudem können auch Kollegen und Vorgesetzte physische oder psychische Gewalt anwenden. Dieser Beitrag beleuchtet die verschiedenen Formen möglicher Gewalt am Arbeitsplatz, wer besonders gefährdet ist, welche Risikofaktoren eine Rolle spielen, um Opfer von Gewalt zu werden, die Ursachen und Auswirkungen der zunehmenden Gewalt im beruflichen Umfeld sowie die baulich-technischen, arbeitsorganisatorischen und personellen Maßnahmen, die ergriffen werden können, um Gewaltausbrüche zu reduzieren und Opfer von Gewalt zu unterstützen.
Häufig werden einzelne Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (Betriebliche Gesundheitsförderung, kurz BGF) fälschlicherweise als Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bezeichnet oder mit diesem gleichgesetzt. Doch BGM ist ein strukturierter Managementprozess, der sämtliche Unternehmensaktivitäten unter dem Aspekt der physischen und psychischen Gesundheitsförderung betrachtet. Das Fürstenberg Institut erweitert den Begriff BGM um ein "L" und spricht von "Betrieblichem Gesundheits- und Leistungsmanagement", da es nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um die langfristige Erhaltung bzw. Stärkung der Leistungsfähigkeit der Beschäftigten geht. Dies schafft eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, da beide von guten Arbeitsbedingungen und einer hohen Lebensqualität am Arbeitsplatz profitieren. Führungskräfte, einschließlich der Geschäftsführung, spielen durch ihre Kommunikation und Vorbildfunktion eine entscheidende Rolle für den nachhaltigen Erfolg. Die Integration der internen Bereiche von Organisations- und Personalentwicklung führt zu einer nachhaltigen Änderung von Verhalten und Einstellungen bei allen Beteiligten, sowohl auf individueller Ebene (Personalentwicklung) als auch auf organisatorischer Ebene (gesundheitsorientierte Organisationsentwicklung). Investitionen in ein umfassendes Betriebliches Gesundheits- und Leistungsmanagement entfalten besonders dann ihre Wirkung (Return on Investment), wenn gesunde Unternehmensstrukturen sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene entwickelt, etabliert und evaluiert werden.
In Bezug auf die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden bis zur Pensionierung gewinnen psychische Belastungen und Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Psychische Belastungen sollten neutral betrachtet werden, da sie nicht zwangsläufig zu negativen Auswirkungen führen. Unter bestimmten Bedingungen können jedoch psychische Belastungen zu Fehlbeanspruchungen, Befindlichkeitsstörungen und letztlich zu Erkrankungen führen.
Psychische Erkrankungen verursachen lange Ausfallzeiten und stellen somit eine Belastung für die Unternehmen dar, unabhängig davon, ob die Ursachen privat oder betrieblich sind. Arbeitgeber sind verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Psychische Belastungen werden dabei ebenso als Gefährdungsfaktoren betrachtet wie mechanische, elektrische oder andere Gefährdungen.
Die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen sollte schrittweise erfolgen, beginnend mit einer groben bis hin zu einer detaillierten Analyse. Betriebsräte, falls vorhanden, sollten in die Regelungen zur Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden. Je konkreter die Analyse, desto stärker sollten die Mitarbeitenden einbezogen werden.
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